Cham / Wenn Glaube in die Irre führt

© 2023 Books on Demand, ISBN 978-3-7578-1001-6, Paperback, 396 Seiten.

Kontrapunkt
Cham ergreift Partei. Das Buch steht auf der Seite derer, die unter den biblischen Konfessionen zu leiden hatten. Was parteiisch ist, ist ungerecht. Cham verweist auf den Schaden, den das biblische Weltbild angerichtet hat. Es befasst sich nicht mit seinem Nutzen. Niemand weiß, ob die Geschichte ohne den Einfluss der biblischen Lehre nicht tragischer verlaufen wäre, als sie es ist.

Glaube und Gesundheit
Dogmatische Religiosität und ihre Folgen

Cham 2.0
Wenn Glaube in die Irre führt
© Michael Depner
  1. Zielsetzung des Buches
  2. Thesen
  3. Einführung
  4. Kapitelübersicht
    1. 4.1. Altes Testament
    2. 4.2. Neues Testament
    3. 4.3. Neuzeit
  5. Texteigenschaften und Methode
  6. Quellen

1. Zielsetzung des Buches

Friedlich können sich Menschen nur auf dem Boden der Wahrheit begegnen; nicht auf dem Boden mythologischer Vorstellungen, die Tatsachen verschweigen und sich zugleich zur höchsten Wahrheit erklären, der sich jeder zu unterwerfen hat. In einer Welt, in der die Völker zusammenrücken, schürt die Predigt des religiösen Gehorsams Zwietracht und Spaltung.

In einem fiktiven Prozess vor dem Jüngsten Gericht untersucht das Buch das Weltbild der Bibel. Es vergleicht das Rechtsgefühl der Heiligen Schrift mit ideologischen Positionen des Nationalsozialismus. Dabei zeigt es Parallelen zwischen der Lehre vom auserwählten Volk und Hitlers Wahnideen auf. Cham kommt zum Schluss, dass die biblische Tradition für die Gräueltaten des Dritten Reichs mitverantwortlich ist.

Indem das Buch Zusammenhänge beleuchtet, die bislang übersehen werden, plädiert es dafür, Religion und Spiritualität vom Prophetenglauben zu befreien. Nur ein Glaube, der alle Propheten vom Thron stürzt, kann Völker im Respekt vor der Wahrheit vereinen.

Narrative, Kriegsverbrechen, Wahrheit und Moral

Wir leben in einer Wirklichkeit, von der wir nur Bruchstücke kennen. Zur Orientierung machen wir uns ein Bild davon, indem wir die Bruchstücke des Wissens zu einer Geschichte verweben, die uns die Welt, ihren Sinn und unseren Platz darin erklärt.

Die Erkenntnis, nur wenig zu wissen, beunruhigt uns. Daher füllen wir die Lücken im Bild mit Vermutungen, Mythen und Phantasien aus, damit der Flickenteppich zu einem Ganzem wird, in dessen Zusammenhang wir uns sicher fühlen. Da Bilder ohne Widersprüche beruhigender sind als solche mit, ignorieren wir von der Wahrheit all das, was nicht zu unserem Narrativ über die Wirklichkeit passt.

Das Narrativ des Abendlands ist eng mit den Realitätsdeutungen der Bibel verbunden. Laut Bibel war Moses eine Lichtgestalt, die der Menschheit die Maßstäbe einer endgültigen moralischen Ordnung vermittelt hat. Gläubige gehen davon aus, dass Moses' Maßstäbe der persönlichen Begegnung mit Gott entspringen. Ungläubige meinen meist, dass die Maßstäbe zwar nicht göttlichen Ursprungs sind, aber so richtig, dass sie es sein könnten.

Tatsächlich schreibt die Bibel Moses jedoch Taten zu, die ihn als Kriegsverbrecher erkennbar machen. Moses' Verbrechen und die Fragwürdigkeit der damit verknüpften Moral gehören zu dem, was das abendländische Narrativ ignoriert.

Denen, die die Bibel nicht lesen, sind diese Tatsachen nicht bewusst. Die, die sie lesen, verdrängen sie; vermutlich im Glauben, dass eine Moral, die sich der Wahrheit widersetzt, trotzdem endgültig sein kann. Im Buch Cham widerspreche ich dem: Eine Moral, die universell gültig sein will, muss mit der Wahrheit im Reinen sein. Ist sie es nicht, schadet sie womöglich mehr als sie nützt.

2. Thesen

  1. Die alttestamentarischen Autoren stellen die Geschichte des antiken Israels aus dem Blickwinkel nationalreligiöser Aktivisten dar. Dabei schreiben sie den Hauptakteuren ihrer Geschichte zustimmend nationalistische und inhaltlich rassistische Motive und Taten zu.

  2. Die Texte behaupten, Moses und seine antiken Nachfolger wurden von Gott beauftragt, die Hebräer einer Diktatur zu unterwerfen und bei der Eroberung Kanaans einen Völkermord zu vollstrecken, der bis zur völligen Vernichtung der Opfer geplant war.

  3. Das Gottesbild, das zur Rechtfertigung der berichteten Taten entworfen wurde, war auf den Vorsatz der Eroberung und damit einhergehenden Kriegsverbrechen ausgelegt.

  4. Das zentrale Dogma der biblischen Theologie ist die Offenbarungsbehauptung. Die These, dass das, was als wahr gilt, von Gott als Ganzes übergeben und damit absolut richtig ist, hat die alttestamentarischen Führer des Glaubens dazu verleitet, eine Reinhaltung der Lehre zu betreiben, die kompromissunfähig war. Die Offenbarungsbehauptung hatte einen radikalen Dualismus zur Folge, aus dessen Logik heraus es stets etwas reinzuhalten gibt, indem man etwas "Unreines" ausgrenzt, bekämpft oder vernichtet. So entstand eine Theologie, die vom antiken Israel, dem vermeintlich auserwählten Adressaten der angeblichen Offenbarungsbotschaft, verlangte, sich zu anderen Völkern und Kulturen auf Distanz zu halten.

  5. Die abrahamitische Theologie hat den natürlichen Vorgang einer interkulturellen Osmose mit wechselseitiger Befruchtung verschiedener Kulturräume für ihren Herrschaftsbereich abgelehnt, um den Anspruch der Auserwähltheit der eigenen Glaubensgemeinschaft und damit deren Anspruch auf eine geopolitische Sonderrolle aufrechtzuerhalten.

  6. Jesus war von den Lehren des Alten Testaments überzeugt. Er glaubte, jener Messias zu sein, den die Propheten angekündigt hatten und dessen Aufgabe darin bestehe, den Getreuen des auserwählten Volkes durch strikte Einhaltung der mosaischen Gesetze jene Rolle auf Erden zu verschaffen, die ihnen einst versprochen wurde. Er hat Paulus nie beauftragt, die abrahamitische Theologie auf andere Völker zu übertragen.

  7. Durch die Heidenmission und die Abspaltung seiner Glaubensvariante von der jüdischen Orthodoxie hat Paulus die Weichen dafür gestellt, Europa der abrahamitischen Theologie und damit einem spaltenden Dualismus zu unterwerfen. Dabei hat er sich einer willkürlichen Interpretation der alttestamentarischen Heilsgeschichte bedient, die Jesu tatsächliche Lehre überging, und er hat den Grundstein zur Entstehung eines systematischen Antisemitismus gelegt.

  8. Durch das Christentum wurde das Alte Testament nicht-jüdischen Lesern zugänglich. Die Texte des Alten Testaments wurden aus einer nationalistischen Perspektive heraus geschrieben, die zum Vorteil des antiken Israels anderen Völkern gegenüber Ansprüche erhob und/oder sie radikal entwertete. Die maßgeblichen Trugideen des Antisemitismus stehen mit entsprechenden Aussagen des Alten Testaments in Verbindung und sind nur vor diesem Hintergrund erklärbar.

    Es gibt einen christlichen Antisemitismus. Einen buddhistischen, schintoistischen, konfuzianischen, hinduistischen oder animistischen Antisemitismus gibt es nicht. Warum? Weil der Antisemitismus unauflösbar mit der Bibel und ihren Botschaften verwoben ist. Wo es keine Einbindung biblischer Mythen in die religiösen Vorstellungen eines Volkes gibt, da gibt es auch keinen Antisemitismus, der der Rede wert wäre; weil die problematischen Aussagen des Alten Testaments in diesen Kulturkreisen keinen Einfluss auf das Denken der Menschen hatten.

  9. Die antiken Autoren haben von dem Volk, zu dessen Gesetzgebern sie sich machten, ein Bild gemalt, das der Wirklichkeit nicht entsprach: das Bild eines Volkes, das zur Herrschaft über andere berufen ist und dabei bereit, gegen deren Rechte zu verstoßen. Da das menschliche Denken zu Vereinfachung und Verirrung neigt, haben Millionen Menschen im christlichen Kulturkreis die Hassphantasien und Ansprüche der antiken Fanatiker pauschal jenen Menschen angedichtet, deren praktizierter Glaube mit dem Alten Testament in einer engeren Verbindung als der eigene stand.

    Das Alte Testament ist das, was an Selbstdarstellung der jüdischen Theologie in den Köpfen der Christen angekommen war und was deren Bild vom jüdischen Menschen bestimmte. Es beschreibt das "auserwählte Volk" als eins vor dem sich andere zu fürchten haben. Aus der Furcht entsprang der Hass.

  10. Das Christentum hat durch die Berufung auf das Alte Testament, durch seine Widersprüchlichkeit und die Unhaltbarkeit seiner theologischen Grundlagen ein kulturelles Klima geschaffen, aus dem heraus der Nationalsozialismus entstanden ist.

  11. Hitlers Weltbild wurde wesentlich von den Vorgaben der abrahamitischen Theologie geprägt. Ersetzt man Hebräer durch Deutsche, erkennt man auffällige Parallelen zwischen den Grundaussagen des Nationalsozialismus und jenen des Alten Testaments. Unermüdlich hat sich Hitler auf die alten Mythen berufen und sich als Vollender der biblischen Verheißung gesehen.

    Es tut mir leid, dass ich wie Moses das gelobte Land nur aus der Ferne sehen kann.
    Hitler am 27.2.42 / Wolfsschanze

  12. Ohne den Selbstbetrug der biblischen Konfessionen, die den Mord der antiken Israeliten an den Völkern Kanaans bis heute als Dienst an der göttlichen Ordnung verklären, hätte es keinen Holocaust gegeben. Der Keim des Antisemitismus liegt in der Offenbarungsbehauptung der abrahamitischen Theologie.

Klarstellung
Cham 2.0 - Wenn Glaube in die Irre führt ist eine Religionskritik. Eine Religionskritik befasst sich mit der Qualität religiöser Weltanschauungen sowie ihrer Wirkung auf Individuen und Gemeinschaften. Sie befasst sich nicht mit der vermeintlichen Minderwertigkeit von Menschen, die solche Weltanschauungen für wahr halten. Irren ist menschlich. Die Tatsache, dass Menschen Vorstellungen folgen, unter denen sie selbst und andere leiden, mindert ihren Wert nicht. Wäre das anders, wäre niemand vollgültig anzuerkennen.

Weltanschauungen zu kritisieren, ist etwas kategorisch anderes als Menschen abzuwerten, die unter ihrem Einfluss stehen. Gerade weil der Mensch wertvoll ist, sind Weltanschauungen, die seinen Wert nicht ohne Wenn und Aber respektieren, kritisch zu betrachten.

Eine Kritik der abrahamitischen Theologien kommt nicht umhin, das Alte Testament und damit auch das Fundament der jüdischen Theologie miteinzubeziehen. Religions­kritische Aussagen, die die jüdische Theologie betreffen, werden leicht als antisemitisch gedeutet. Es wird daher ausdrücklich betont, dass antisemitische Vorstellungen abwegig sind. Der Autor des Textes ist von der Gleichwertigkeit aller Menschen und Völker überzeugt.

Cham 2.0 ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung seines Vorgängers (Cham - Weder Jude, Christ noch Moslem). Die Überarbeitung wurde notwendig, weil Cham zu Unrecht antisemitische Sichtweisen vorgeworfen wurden. Tatächlich vertritt keine der beiden Fassungen antisemitische Positionen. Es sind vielmehr erhellende Beiträge, die die Entstehungsgeschichte des Antisemitismus beleuchten; wenn auch in einer Klarheit, die nicht jeder begrüßt, und die vielen unverdaulich erscheint.

Wie sein Vorgänger greift das Buch brisante Themen auf. Es enthält eine komplexe Argumentation. Jedes Argument wird durch Zitate aus der Bibel untermauert.

Cham kann Sichtweisen verändern, Sichtweisen, die seit Jahrtausenden im abendländischen Selbstbild verankert sind. Kaum jemand, der Cham liest, wird emotional unbeteiligt sein. Die einen mögen das Buch als Tabubruch verdammen, andere werden es als befreiend begrüßen.

3. Einführung

Noah hatte drei Söhne: Cham, Sem und Japhet. Als Noah betrunken im Zelt lag, wies Cham auf die Blöße seines Vaters hin. Sem und Japhet schauten weg. Das war der Ausgangspunkt einer Entwicklung, die Unheil über die Menschheit gebracht hat; denn dieser Mythos bestimmte die Regeln einer Kultur, die Unterwerfung zur religiösen Pflicht erklärt. Gehorsam ist für die Bibel das Erste Gebot.

Weil Cham auf den Fehler seines Vaters hinwies, verstieß ihn Noah in die Knechtschaft Sems. Im biblischen Weltbild gilt Cham als Stammvater der Völker Kanaans, Sem als der des "auserwählten Volkes", das im Auftrag Moses' Kanaan besetzte. Dabei hat das "auserwählte Volk" an den Kanaanitern einen als Endlösung geplanten Völkermord vollstreckt. So steht es in der Bibel.

Bis heute ist das moralische Denken Europas von einer Tradition geprägt, die das Unrecht dieses Völkermords verleugnet. Mehr noch: Die Tradition hält einen neuen Völkermord, die Apokalypse, für ein notwendiges Übel beim Übergang in die endgültig gerechte Ordnung der Welt.

Hitler ist im Klima dieses Glaubens groß geworden. Er hat aus der biblischen Tradition heraus den Mythos eines neuen "Herrenvolks" entworfen. Dabei hat er wesentliche Merkmale des Bilds vom "auserwählten Volk" für die eigene Sache übernommen; einschließlich der Vorstellung, dass auch das neue "Herrenvolk" beauftragt ist, ein anderes Volk, ein angeblich "abgrundtief frevelhaftes", auszulöschen.

Zwar stand der Nationalsozialismus dem Judentum als blanker Feind entgegen, sein Credo ging jedoch ebenso aus ursprünglich abrahamitischen Lehrsätzen hervor, wie sein Hass auch ein Ergebnis christlicher Unredlichkeit war. Hätte Europa den Mythos vom gerechten Mord Israels an den Kanaanitern niemals nachgebetet, hätte es weder das Dritte Reich noch dessen Völkermord an den Juden gegeben.

4. Kapitelübersicht

Cham 2.0 besteht aus drei Abschnitten: Altes Testament, Neues Testament, Neuzeit.

4.1. Altes Testament

Der erste Abschnitt beschreibt die Vorgänge, die zur Machtergreifung Moses' und zum Vernichtungskrieg gegen Kanaan führten. Er geht davon aus, dass Moses nicht von Gott beauftragt war. Genau das geht aus dem biblischen Text plausibel hervor. Des Weiteren beschreibt er, wie sich der Glaube trotz des Scheiterns der mosaischen Verheißung durch Gewalt am Leben hielt und als Mittel seines Selbstbetrugs die messianische Erwartung schuf.

Der erste Abschnitt ist in vier Kapitel unterteilt:

  1. Moses
  2. David
  3. Esra
  4. Judas Makkabäus

4.2. Neues Testament

Der zweite Abschnitt beleuchtet die biblischen Ereignisse der Zeitenwende. Er beschreibt Jesus als überzeugten Anhänger der alttestamentarischen Lehre. Er belegt, dass dessen Aufruf zur Feindesliebe bereits von Paulus als taktisches Manöver verstanden wurde und dass selbst das biblische Konzept der sogenannten Nächstenliebe den Totschlag anderer immer schon mitdachte. Durch den Vergleich des Neuen mit dem Alten Testament deckt er Manipulationen auf, mit denen Paulus die Grundmuster des abrahamitischen Denkens auf Europa übertrug.

Der zweite Abschnitt ist in zwei Kapitel unterteilt:

  1. Jesus
  2. Paulus

4.3. Neuzeit

Der dritte Abschnitt befasst sich mit der Neuzeit. Er belegt durch Zitate aus dem Mund Hitlers die Verwandtschaft zwischen dem abrahamitischen Glauben und der nationalsozialistischen Ideologie. Er untersucht, wie die Kirche der Neuzeit, nach dem Völkermord an den Juden, die antiken Morde ihrer Gründerväter beurteilt. Dabei wird klar, dass der biblische Glaube Inhalte vermittelt, die der Botschaft der Liebe unvereinbar gegenüberstehen.

Der dritte Abschnitt ist in drei Kapitel unterteilt:

  1. Hitler
  2. Zeuge Z.
  3. Plädoyers

5. Texteigenschaften und Methode

Das Buch ist als fiktiver Prozess gegen Hitler vor dem Jüngsten Gericht konzipiert. Dabei sind Akteure der biblischen Mythen sowie ein Vertreter der Kirche als Zeugen geladen.

Anhand von Zitaten aus allen Kapiteln der Bibel, einem katholischen Begleittext sowie Aussagen Hitlers belegt das Buch seine Thesen. Es ist in neun Kapitel gegliedert und umfasst 396 Seiten.

6. Quellen

Soweit nicht anders gekennzeichnet, entstammen die Bibelzitate und die Zitate des katholischen Begleittextes der Familienbibel aus dem Verlag des Borromäusvereins Bonn von 1966 (Die Heilige Schrift / Familienbibel / Altes und Neues Testament).

Die Zitate aus dem Koran entstammen der Übersetzung von Lazarus Goldschmidt aus dem Jahr 1916 (Komet-Verlag, ISBN 3-933366-64-X).

Die Zitate aus dem Mund Hitlers entstammen dem Buch Der Glaube des Adolf Hitler - Anatomie einer politischen Religiosität, von Friedrich Heer, Amalthea Verlagsgesellschaft, 1998, ISBN 3-85002-415-6.